
Puh, Leute, ich bin zwiegespalten. Ich habe mich endlich aufgerafft, um eine der letzten Kinovorstellungen von GEMINI MAN anzuschauen.
Zur Story komme ich direkt jetzt. Die ist nämlich der Grund für’s lange Warten. Kurz um: Will Smith spielt den Scharfschützen Henry Brogan, der für die US-Regierung natürlich nur die bösen Jungs abknallt. Die ach so guten Ammis, grundsätzlich fehlerfrei, gell?
Nun denn, erst nach über 70 Treffern kommt Henry so langsam auf den Gedanken, dass auch mal ein unschuldiger Mensch ins Visier geraten sei. Klar, irgendwie muss der Zuschauer mit dem Protagonisten symphatisieren. Das geht ja am besten über moralische Werte, echte Gefühle und doch ein wenig Patriotismus.
Da es Henry’s Chefetage nicht passt, dass er plötzlich misstrauisch geworden ist, wollen sie dieses kleine Problem beseitigen und schicken ihm einen Auftragskiller auf den Hals. Ein paar Szenen später ist Henry auf den gleichen Standpunkt, wie die Trailer- und Plakatbetrachter. Der Killer sieht nicht nur so aus wie eine jüngere Version von ihm, nein, er ist sogar eine jüngere Version von ihm.
Warum und weshalb, damit würde ich jetzt alle hier Spoilern. Nur soweit: GEMINI ist latein und bedeutet Zwilling.
Warum sich GEMINI MAN lohnt: Das Drehbuch vom Film ungefähr schon vor 22 Jahre in der Schublade. Allerdings fehlte die Technik, um den Film zu drehen. Denn anstatt Will Smith lediglich zu verjüngen, geht man komplett neue Wege. Will Smith wurde zu 100% am Computer erstellt. Jede Pore, jeder Wimpernschlag, jede Bewegung ist quasi geklont. Es handelt sich also nicht um das typische De-Aging, bei dem Gesichter schlicht verjüngt werden. Beispiele dafür wäre Samuel L. Jackson im Film Captain Marvel oder Tron: legacy.
Bei GEMINI MAN ist die jüngere Version von Will Smith eben wirklich 100% CGI. Wie die zum Beispiel die Löwen aus dem neuen Lion King.
Das Team rund um Jerry Bruckheimer hat sich dafür an Material aus Staatsfeind Nr. 1, Bad Boys oder auch Prinz von Bel Air bedient. Okay, es wurden jede Menge Bewegungen von Will Smith aufgeschrieben, um die jüngere Version daran zu richten, aber das war’s dann auch.
Die Technik ist selber genial und kommt absolut authentisch rüber. Wäre da nicht doch ein kleines Aber. Der Film wurde mit 120 Bilder pro Sekunde gedreht. Gängig sind ungefähr 24. Im 3D-Modus kommt die 4K-Auflösung mit den überdurchschnittlich hohen Frames pro Sekunde einen richtig geilen, immersiven Look, der die Actionszenen besonders flüssig rüberbringt und ruhigeren Minuten einen besonders realen Eindruck verleiht. Anmerkung: In Deutschland schafft’s nur ein Kino, die 120fps wiederzugeben. Der Rest stoppt bei 60fps. Die 2D-Variante wirkt durch die 120fps besonders bei hellere Szenen dann doch leider etwas zu künstlich, ungewohnt für’s menschliche Auge. Ich hoffe die Blueray-Variante wird dafür noch wenigstens auf 60fps runter skaliert.

Übrigens:
Günstiger wäre es gewesen, die Szenen vom jungen Will Smith vor 22 Jahren zu drehen.